Es gab eine Zeit – gar nicht so lange her –, da galt das Anbieten von Dolmetscherdiensten bei Veranstaltungen als besondere Geste der Großzügigkeit. Etwas Außergewöhnliches. Und heute? Im Jahr 2025 wird es schnell zum Standard.
Ein Teil dieser Veränderung hat mit der Gesetzgebung zu tun. Aber es geht auch darum, was das Publikum erwartet. Die Zuschauer schalten sich aus Dutzenden von Ländern zu, nutzen verschiedene Geräte und fragen immer häufiger: Kann ich das auch in meiner eigenen Sprache verfolgen?
Der Zeitpunkt ist kein Zufall. In diesem Jahr trat der Europäische Gleichbehandlungsgesetz (EAA) in Kraft – und brachte neue Erwartungen (und Konsequenzen) für die Art und Weise mit sich, wie Organisationen digitale Dienstleistungen, einschließlich virtueller und hybrider Veranstaltungen, anbieten.
Wer im Veranstaltungs- oder Kommunikationsbereich arbeitet, hat die Abkürzung wahrscheinlich schon seit Monaten immer wieder gehört. Doch die Realität setzt sich nun durch: Barrierefreiheit umfasst jetzt auch Echtzeit-Sprachunterstützung.
Live-Untertitel. Echtzeitübersetzung. Untertitel direkt aufs Handy. Das sind längst keine Extras mehr – sie werden immer mehr zur Notwendigkeit.
Es geht nicht mehr nur um Konferenzen oder Webinare. Denken Sie größer. Denken Sie an Fernsehpreisverleihungen, hochkarätige Podiumsdiskussionen und Keynote-Präsentationen, die Tausende online erreichen. Nehmen wir die Europäischen Filmpreise im letzten Jahr. Die Teilnehmer konnten einen QR-Code scannen und sofort Live-Untertitel in mehreren Sprachen auf ihren Smartphones abrufen. Keine komplizierte Konfiguration, kein Login – einfach direkter Zugriff auf die Inhalte. Für einige im Publikum war dies nicht nur hilfreich, sondern die einzige Möglichkeit, dem Gesagten zu folgen.
Und genau das ist der Punkt. Echtzeit-Sprachzugriff ist kein Privileg mehr, sondern eine Grundlage.
Die Technologie verbessert sich zwar rasant, ist aber noch nicht fehlerfrei. Es gibt Probleme mit Genauigkeit, Tonfall und Fachvokabular – insbesondere in kritischen Situationen wie Investorenkonferenzen oder juristischen Gipfeltreffen. Deshalb setzen viele Organisationen bei wichtigen Sitzungen weiterhin auf Dolmetscher und kombinieren mitunter KI mit menschlicher Expertise, um die Vorteile beider Ansätze zu nutzen.
Es geht nicht darum, das eine durch das andere zu ersetzen. Es geht darum, ein Gleichgewicht zu finden – und zu erkennen, wo Qualität immer noch wichtig ist.
Für Veranstalter haben Hybridformate neue Möglichkeiten eröffnet – aber auch die Komplexität erhöht. Wenn man es mit Publikum vor Ort, Online-Zuschauern, mehreren Sprachen und unterschiedlichen technischen Kenntnissen zu tun hat, kann es schnell unübersichtlich werden.
Was funktioniert momentan? Einfachheit.
Statt Headsets zu verteilen oder Dolmetscherkabinen aufzubauen, setzen immer mehr Veranstalter auf QR-Code-Untertitelung und browserbasierte Dolmetschtools. Das ist benutzerfreundlich und serverseitig skalierbar.
Bei Interprefy ist dies bei globalen Großveranstaltungen – von Technologiegipfeln bis hin zu institutionellen Konferenzen – fast schon Standard geworden.
Man merkt es vielleicht gar nicht. Aber im Hintergrund sorgt der Zugang zu Sprachen dafür, dass diese hybriden Nutzererlebnisse funktionieren.
Man konzentriert sich leicht auf die Bedürfnisse der Kunden oder Teilnehmer – aber was ist mit dem eigenen Team?
Multinationale Unternehmen arbeiten zwar häufig auf Englisch, doch das bedeutet nicht, dass alle die gleiche Sprache sprechen. Management-Updates, Strategie-Einführungen und interne Fragerunden gehören zu den wichtigsten Momenten der Unternehmenskultur. Wenn die Mitarbeiter nicht verstehen, was gesagt wird, sind die Folgen subtil, aber gravierend: Desinteresse, Verwirrung und fehlender Kontext.
Eine Studie der Harvard Business Review bestätigte dies: Wenn Mitarbeiter Informationen in ihrer Muttersprache erhalten, vertrauen sie diesen eher und handeln entsprechend. Sprachzugang bedeutet nicht nur die Einhaltung von Vorschriften, sondern auch die Abstimmung mit den Mitarbeitern.
In der Branche vollzieht sich ein stiller, aber wichtiger Wandel. Barrierefreiheit, einst nur ein technischer Punkt auf der Checkliste, wird nun strategisch diskutiert. Der Europäische Accessibility Act mag der Auslöser gewesen sein, doch die Dynamik ist global. In den USA hat das Justizministerium kürzlich neue Richtlinien für barrierefreie digitale Angebote . In Asien und Lateinamerika reagieren Veranstalter auf die Bedürfnisse eines mehrsprachigen Publikums, indem sie nicht nur die Anforderungen erfüllen, sondern auch ihre Reichweite vergrößern.
Letztendlich geht es bei Veranstaltungen um Verbindung. Und Verbindung entsteht nur, wenn jeder versteht, was gesagt wird.
Sprachliche Inklusion ist kein Ziel für die Zukunft – sie ist eine Erwartung der Gegenwart.
Und obwohl sich die Werkzeuge rasant weiterentwickeln, kommt es letztendlich darauf an, wie man sie einsetzt.
Ob Sie eine Konferenz organisieren, eine Betriebsversammlung abhalten oder Ihre nächste große Ankündigung live streamen – die Botschaft ist klar:
Wer gehört werden will, muss ihre Sprache sprechen.